Mit den Händen in der Erde wühlen. Sehen, wie das Essen wächst. Pflanzen unterscheiden. Das Wunder der Natur erleben. – Es gibt viele Gründe, aus denen Menschen einen Garten haben wollen. Ich habe eine Möglichkeit entdeckt, die nicht mit der vollen Verantwortung und auch nicht der vollen Arbeitslast eines Gartens einher geht. Die Firma Meine Ernte partnert mit Gartenbaubetrieben und bietet für 179 Euro im Jahr 45 m² Gartenland an.
Meine Parzelle liegt hinter Berlin-Wartenberg. Von meiner Wohnung sind es dorthin sieben Kilometer mit dem Fahrrad stadtauswärts. Auf einem Feld ist ein großes Rechteck eingezäunt. Zwei mal 30 Reihen Pflanzen ziehen sich entlang. Mehrere Hundert Parzellen sind in der Quere mit Schnüren markiert. In der Mitte ein breiter Gang, den ich bis fast ganz hinten gehen muss, um meine Parzelle zu erreichen. Je nach Witterung balanciere ich um Schlammpfützen herum oder versuche nicht zu viel Staub aufzuwirbeln. Schon das ist ein Erlebnis: Es gibt Wetter. Mein einziger Kontakt mit Wetter findet in den 5 Minuten zwischen Wohnung und Straßenbahnhaltestelle statt. Oder es wird im Radio über Stürme berichtet, die in der Stadt gewütet haben, ohne das ich etwas bemerkt hätte. Doch jetzt muss ich darauf achten, mich zum Wetter passend anzuziehen. In den Furchen hocken die anderen Gärtner und versuchen die Spösslinge von Rukola, Salat, Petersilie, Kohlrabi, Blumen, Mangold, Rettich, Buschbohne, Zwiebeln, Radieschen, Koriander, Rote Bete, Spinat, Zuckererbsen, Juli, Dill, Pflücksalat, Wurzelpetersilie, Möhren, Wirsing, Sonnenblumen, Rotkohl, Porree, Zucchini, Kürbis, Landgurke und Kartoffeln von unerwünschten Pflanzen zu unterscheiden.
Im Zentrum des Grundstücks steht ein Bauwagen, in dem Harken, Hacken, Spaten, Schaufeln, Grubber nd Gießkannen zu Hauf liegen. Der Wagen ist mit einer Gasbeleuchtung ausgestattet, denn mitten auf dem Feld gibt es keinen Strom, aber eine Gasflasche kann man zum Bauwagen hintragen. Links uns rechts stehen auf weißen Schildchen die lustigen Namen, die die Gärtner ihren Parzellen gegeben haben. Meine heißt „Frohe Zukunft“ in Erinnerung an die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft der Stadt, in der ich aufwuchs. Als Schüler habe ich dort auf Schulausflügen in die Arbeitswelt Gurken und Tomaten geerntet.